
Ducati Panigale V2S: Superquadro im Test
Zusammenfassung
Die Ducati Panigale V2S markiert einen klaren Schnitt zwischen alter und neuer Supersport-Philosophie: weniger rohe Leistung, dafür mehr Fahrbarkeit und Alltagstauglichkeit. Ducati setzt auf einen zugänglicheren Motor mit frühem Drehmoment und verzichtet auf die Desmodromik zugunsten variabler Ventilsteuerung. Das Ergebnis ist ein harmonischer Leistungsaufbau, der speziell auf der Landstraße brilliert. Trotz des reduzierten Top-End-Wahnsinns bleibt genug Power für Trackdays vorhanden. Fahrwerkstechnisch überzeugt die V2 mit Öhlins-Komponenten, geringem Gewicht und einem spürbar besseren Handling – auch auf engen Kurven. Elektronisch ist die V2 voll ausgestattet mit Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Wheelie-Control und Ride-by-Wire. Kritik gibt es fürs Hitzemanagement und einen eher harten Quickshifter. Doch unterm Strich bleibt: Die Panigale V2 ist ein ausgewogenes Sportgerät, das Supersport-Gene mit alltagstauglicher Fahrbarkeit kombiniert – perfekt für ambitionierte Landstraßenfahrer, die ab und zu auch mal auf die Rennstrecke wollen.
Recht viel härter hätte der Schnitt zwischen alt und neu nicht sein können – optisch wie technisch. Die Ducati Panigale V2S polarisiert auf ganzer Linie: Motor, Design, Fahrverhalten – alles wirkt kompromisslos und doch überarbeitet. Die große Frage: Wie schlägt sich der Superquadro V2-Motor auf der Landstraße? Denn genau das testen wir heute. Ich bin Tom von Motorchecker, eurer Motorradvergleichsplattform. Und ja, ich hab mich extrem auf diesen Test gefreut. Auf der Rennstrecke hat der Bock schon abgeliefert – Video dazu findet ihr oben beim „i“. Heute liegt der Fokus auf der Landstraße, also auf genau dem Terrain, das Ducati mit der neuen V2-Strategie ins Zentrum rückt. Die Strecke, die wir fahren, ist nicht unbedingt das Lieblingsrevier der Panigale – und genau deshalb testen wir hier: um zu zeigen, dass Fahrbarkeit inzwischen ein echtes Thema bei Ducati ist. Früher war’s ein reines Highspeed-Biest – jetzt? Deutlich zugänglicher.
Technische Daten, Motorcharakteristik & Fahrverhalten
Der neue V2-Motor zeigt, dass Ducati vieles anders machen will. 890 cm³, 120 PS bei 10.750 U/min und 93 Nm bei 8.250 U/min – doch der große Unterschied: keine Desmodromik mehr, sondern variable Ventilsteuerung. Das Drehmoment liegt jetzt viel früher an. Ergebnis? Ein linearer, harmonischer Leistungsaufbau – perfekt kontrollierbar. Die Gasannahme ist feinfühlig, Schaltvorgänge butterweich, der Sound dumpf und dennoch präsent – irgendwo zwischen alltagstauglich und Heroin-Specht. Im unteren Bereich zieht der Motor sauber durch, in engen Kehren glänzt er mit Stabilität. Klar, wenn man im falschen Gang ist, kann er schon mal ruckeln – aber kleine Gasimpulse führen zu kräftigen Reaktionen. Ab ca. 6.000 U/min verwandelt sich der Sound, das Bike lebt auf. Auf der Landstraße lassen sich so Überholmanöver und Kurvenkombinationen extrem souverän meistern. Klar: Für 3 Trackdays im Jahr reicht’s allemal – der Rest? Reines Landstraßenvergnügen.
Kritikpunkte, Hitzestau & Quickshifter
Doch bei aller Euphorie gibt’s auch Schattenseiten – allen voran das Hitzemanagement. Selbst bei milden 21°C heizt sich das Bike bei Stadtfahrten ordentlich auf. Der Bereich um Tank, Oberschenkel und sogar Kronjuwelen wird unangenehm warm – wie eine Sitzheizung, die man nicht ausschalten kann. Dazu kommt: Der Quickshifter ist zwar präzise und funktioniert unter Last sauber, aber er ist etwas härter abgestimmt. Ohne festen Schuh spürt man das sofort. Nicht jeder Tester war begeistert – einer klagte über Hakeln, ein anderer fand ihn unauffällig. Die Übersetzung ist kurz – perfekt für 50–120 km/h auf der Landstraße, aber man muss häufig schalten. Der Vorteil: Auch bei niedrigen Drehzahlen bleibt die Gasannahme kontrollierbar. Insgesamt vermittelt das Bike ein sehr sportliches, aber nicht überforderndes Fahrgefühl – selbst für weniger geübte Fahrer. Trotzdem: Das ist kein gemütlicher Tourer. Wer keine Körperspannung mitbringt, wird schnell merken, dass Sportlichkeit eben auch Arbeit bedeutet.
Fahrwerk, Ergonomie, Elektronik & Fazit
Das Fahrwerk: absolute Sahne. Serienmäßig kommt die Panigale V2 mit Öhlins NiX Gabel und TTX-Federbein – voll einstellbar. Es bügelt Unebenheiten glatt, gibt Sicherheit, bleibt aber sportlich-straff. Auch die Sitzposition: sportlich, mit leicht nach unten gekröpftem Stummellenker – nicht extrem unbequem, aber auch nicht tourentauglich. Für große Fahrer passt das Windschild überraschend gut, die Ergonomie ist insgesamt ausgewogen. Elektronik? Volles Paket: Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Anti-Wheelie, Engine Braking – alles feinfühlig, einstellbar, sogar per App (gegen Aufpreis). Die Bremsanlage (Brembo M50, 2x320mm vorne) ist bissig, aber gut dosierbar. Preislich liegt sie im oberen Segment: ab ca. 19.795 €, mit Öhlins rund 22.495 €. Fazit: Die Panigale V2 ist ein Supersportler mit Landstraßen-DNA. Nicht die leistungsstärkste, aber eine der fahrbarsten in ihrer Klasse. Leistung ist hier nicht Selbstzweck, sondern gezielt einsetzbar. Ein echtes Fahrer-Bike – nicht nur für Helden auf der Rennstrecke, sondern endlich auch für die Landstraße gemacht.